Be­stimmt ha­ben auch Sie sich schon­mal die fol­gen­de Fra­ge ge­stellt oder be­ka­men die­se von ei­nem Kli­en­ten gestellt:

Lohnt sich ein MVZ auch für mich?“

Da wir be­reits ei­ne Viel­zahl an Man­dan­ten bei der Um­set­zung ei­nes MVZs be­treut ha­ben, möch­ten wir un­se­re Er­fah­run­gen mit Ih­nen teilen.

Die Ver­wirk­li­chung un­ter­neh­me­ri­scher und zahn­me­di­zi­ni­scher Ziel­set­zun­gen in Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaf­ten (BAGs) ist be­grenzt. Die Um­set­zung ei­nes ur­sprüng­lich ge­mein­schaft­lich ver­ab­schie­de­ten Pra­xis­kon­zepts schei­tert häu­fig an dem je­dem Ge­sell­schaf­ter zu­zu­ste­hen­den Recht, sei­ne Tä­tig­keit „in frei­er Pra­xis“ aus­zu­üben. Denn der nie­der­ge­las­se­ne Zahn­arzt in ei­ner Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft ent­spricht nur dann dem so­zi­al­recht­li­chen Leit­bild, wenn er die per­sön­li­chen und sach­li­chen Mit­tel, die er zur Be­hand­lung be­nö­tigt, frei wäh­len kann. Im Fa­zit be­deu­tet dies, dass ein mehr­heit­lich be­tei­lig­ter zahn­ärzt­li­cher Ge­sell­schaf­ter „sei­ne“ Pra­xis nur in dem Rah­men prä­gen kann, wie sich sei­ne Mit­ge­sell­schaf­ter durch Über­zeu­gung und Ab­spra­chen be­reit er­klä­ren, „ih­re freie Pra­xis“ (z. B. Be­hand­lungs­kon­zep­te, Sprech­zei­ten) dar­auf einzustellen.

Will der Zahn­arzt die­se Ein­schrän­kun­gen um­ge­hen, kann er ent­we­der in Ein­zel­pra­xis mit bis zu zwei in Voll­zeit tä­ti­gen an­ge­stell­ten Zahn­ärz­ten tä­tig wer­den oder die BAG in ein MVZ umwidmen.

Das MVZ bie­tet ge­gen­über der Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft fol­gen­de Vorteile:

  1. Die Mög­lich­keit, mit ei­ner un­be­schränk­ten Zahl von Zahn­ärz­ten in ei­nem An­stel­lungs­ver­hält­nis zu arbeiten.
  2. Nie­der­las­sun­gen zu grün­den, die von an­ge­stell­ten Zahn­ärz­ten be­trie­ben werden.
  3. Durch die aus­schließ­li­che An­stel­lung von Zahn­ärz­ten (zu­min­dest in der Rechts­form der GmbH) ist ge­währ­leis­tet, dass die Ärz­te in das Be­hand­lungs- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept voll­stän­dig ein­ge­bun­den bzw. dar­auf ver­pflich­tet wer­den können.

Seit 2015 be­darf die Grün­dung des MVZs nicht mehr der Be­tei­li­gung von Ärz­ten min­des­tens zwei­er Fach­dis­zi­pli­nen, son­dern kann auch von Zahn­ärz­ten al­lei­ne ge­grün­det werden.

Der zahn­ärzt­li­che Al­lein­ge­sell­schaf­ter muss da­bei die so­ge­nann­te Grün­der­ei­gen­schaft ver­wirk­li­chen, al­so zur zahn­ärzt­li­chen Tä­tig­keit zu­ge­las­sen sein. In die­sem Fall kann er nicht nur selbst als al­lei­ni­ger Ge­sell­schaf­ter ei­ne MVZ-GmbH grün­den, in der er ar­bei­tet, son­dern sich an an­de­ren MVZs be­tei­li­gen oder an an­de­ren Or­ten MVZs be­grün­den und sie mit an­ge­stell­ten Zahn­ärz­ten führen.

Da­mit er­öff­net das MVZ die Mög­lich­keit, zahn­me­di­zi­ni­sche Stan­dards zu de­fi­nie­ren und die­se ge­si­chert in der Pa­ti­en­ten­ver­sor­gung um­zu­set­zen, ei­nen un­ter­neh­me­ri­schen An­reiz, be­währ­te Be­hand­lungs- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zep­te durch Ein­stel­lung wei­te­rer an­ge­stell­ter Zahn­ärz­te zu ska­lie­ren und ggf. ein sol­ches Be­hand­lungs- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept an an­de­ren Or­ten durch Grün­dung wei­te­rer MVZs umzusetzen.

 Die steu­er­li­che Be­hand­lung von Ein­künf­ten aus dem MVZ

Der Al­lein­ge­sell­schaf­ter ei­nes MVZs er­zielt – an­ders als der in Ein­zel­pra­xis oder Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft nie­der­ge­las­se­ne Zahn­arzt – kei­ne Ein­künf­te aus frei­be­ruf­li­cher Tä­tig­keit gem. § 18 EStG, son­dern Ein­künf­te aus an­ge­stell­ter, nicht­selb­stän­di­ger Tä­tig­keit (§ 19 EStG) und Ein­künf­te aus Ka­pi­tal­ver­mö­gen (§ 20 EStG).

Bei die­sen Ein­kunfts­ar­ten ist ei­ne Pri­vi­le­gie­rung des An­teils­ver­kaufs gem. §§ 16 und 34 bei Ver­äu­ße­rung der Pra­xis nach Voll­endung des 55. Le­bens­jah­res zwar aus­ge­schlos­sen, an­de­rer­seits ist der Ver­kauf von GmbH-An­tei­len in­so­weit pri­vi­le­giert, als Ge­win­ne nur mit ca. 30 % be­steu­ert wer­den. Im Sal­do sind die steu­er­li­chen Vor­schrif­ten re­strik­ti­ver als bei der Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft; die­se Nach­tei­le dürf­ten aber bei wei­tem durch die oben be­schrie­be­nen un­ter­neh­me­ri­schen Vor­tei­le kom­pen­siert wer­den, die in Kür­ze zu­sam­men­ge­fasst dar­in lie­gen, dass der Un­ter­neh­mer sein Un­ter­neh­mens­kon­zept wei­test­ge­hend un­be­ein­flusst in die Pra­xis um­set­zen kann.

Fahr­plan“ zur Über­prü­fung ei­ner Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft in ein MVZ

Führt ei­ne Op­por­tu­ni­täts­ana­ly­se der in­di­vi­du­el­len Ziel­vor­stel­lun­gen des Zahn­arz­tes da­zu, dass das MVZ die­se Zie­le bes­ser be­frie­digt als ei­ne Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft, stellt sich die Fra­ge, wie ei­ne Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft in ein MVZ zu über­füh­ren ist. Grund­sätz­lich kann dies so ge­sche­hen, dass die bis­he­ri­gen Ge­sell­schafts­ver­hält­nis­se er­hal­ten blei­ben und sich le­dig­lich die Rechts­form wandelt.

Soll die Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft in ein MVZ über­führt wer­den, kann dies steu­er­lich op­ti­miert da­durch ge­sche­hen, dass die Pra­xis zu Buch­wer­ten in die GmbH ein­ge­bracht wird. Dies hat zur Fol­ge, dass kei­ne stil­len Re­ser­ven auf­ge­deckt und ver­steu­ert wer­den müssen.

Der „Fahr­plan“ für die Über­füh­rung ei­ner Be­rufs­aus­übungs­ge­mein­schaft in ein Me­di­zi­ni­sches Ver­sor­gungs­zen­traum könn­te wie folgt aussehen:

  1. Al­le Vor­aus­set­zun­gen zur Grün­dung ei­nes MVZs schaf­fen (z. B. Er­ar­bei­tung ei­nes Vertragswerks)
  2. Vor­be­rei­tung der neu­en Ge­schäfts­aus­stat­tung und des neu­en Internetauftritts.
  3. Be­an­tra­gung der Zu­las­sung des MVZs bei der KZV